Nach den Sommerferien ist der 3. Durchgang des FREI DAY Begleitprogramms in NRW gestartet. 14 Schulen nehmen teil, um einen ersten Durchgang für das FREI DAY Lernformat miteinander vorzubereiten – darunter neun Grundschulen, zwei Realschulen, ein Gymnasium, eine Gesamtschule und eine internationale deutsche Schule. Das Programm wird erneut gefördert von der Stiftung Umwelt und Entwicklung in NRW und bleibt offen für weitere Interessierte, die gerne noch unterjährig hinzukommen können.
Digitale Werkräume zu zentralen Fragestellungen im Einführungsprozess
In insgesamt fünf digitalen Werkräumen erhalten die Teilnehmenden im Laufe des Schuljahres hilfreiche Impulse für die Hinführung ihrer Schüler*innen an die 17 Ziele und die BNE-Projektarbeit, die Planung einer motivierenden Auftaktveranstaltung sowie die Begleitung der Schüler*innen in der Umsetzung ihrer Projektideen.
Im Mittelpunkt stehen dabei der Austausch über die Stärkung des selbstgesteuerten Lernens der Kinder und Jugendlichen zu ihren Herzensthemen im Kontext der Global Goals und die Aufgaben der Lehrkräfte in der anspruchsvollen Rolle als BNE-Lernbegleiter*innen.
Zentral sind dabei u. a. die folgenden Fragestellungen:
- → Wie können wir den Ablauf am FREI DAY für die Schüler*innen gut strukturieren?
- → Welche Phasen und Schritte sind Teil der handlungsorientierten Projektarbeit?
- → Welche Methoden und Werkzeuge können wir den Schüler*innen für ihre Recherche, Zielfindung, Planung und Umsetzung ihrer BNE-Vorhaben anbieten?
- → Wie können wir die individuellen Lernprozesse durch formatives Feedback im Projektverlauf unterstützen?
- → Welche Formen gibt es, gemeinsam aktiv zu werden und einen Handabdruck in der Welt zu hinterlassen? Welche Medienkompetenzen können den Schüler*innen helfen, ihren Anliegen mehr Aufmerksamkeit und Gehör zu verschaffen?
- → Mit welchen Expert*innen und Initiativen aus Nah und Fern können sie sich dabei austauschen und verbünden?
- → Und welche Kontakte, Expert*innen, außerschulischen Lernorte und Initiativen stehen der Schule dafür in ihrem lokalen Kontext zur Verfügung?
Im Vorbereitungsprozess werden oftmals vielfältige Ressourcen innerhalb der Schulgemeinschaft, der Elternschaft und in der regionalen Bildungslandschaft sichtbar und können sinnvoll im Rahmen des FREI DAY involviert werden, um die “Transformationskompetenzen” und “Student Agency” der Schüler*innen durch angemessene “Co-Agency” und fachliche Impulse von Außen zu fördern, wie es im OECD Lernkompass 2030 empfohlen wird.
Der FREI DAY stärkt somit nicht nur die Partizipationsfähigkeiten und Zukunftskompetenzen der Schüler*innen, sondern wirkt über die BNE-Projekte der Kinder und Jugendlichen auch nachhaltig in die Gesellschaft und ihre Stadtteile hinein.
BNE als Übungsfeld für das Lernen, Leben und Arbeiten in einer digitalen Welt
Als “fachübergreifende Querschnittsaufgabe”, die jedem Lehrplan in allen Fächern seit 2021 in NRW vorangestellt ist, bietet handlungsorientierte Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sinne des Dreischritts “Erkennen.Bewerten.Handeln” somit ein vielfältiges Übungsfeld für fächerverbindende Arbeit, Demokratielernen, die Ausbildung von Problemlöseungskompetenzen und die gezielte Förderung der 4K, wie es 2021 von der KMK eingefordert wurde.
Dort heißt es: “Für das Lernen, Leben und Arbeiten in einer zunehmend digitalisierten Welt werden u. a. folgende übergreifende Kompetenzen als besonders bedeutsam erachtet:
- → gelingend kommunizieren können,
- → kreative Lösungen finden können,
- → kompetent handeln können,
- → kritisch denken können sowie
- → zusammenarbeiten können
BNE als Möglichkeit zur Förderung des Lernens in der digitalen Welt
Die Beschäftigung mit drängenden Zukunftsfragen sowie das Motto “Für das Leben lernen und das Gelernte leben” (Berliner Erklärung für BNE, 05/2021) sind somit kein zusätzliches “Add-On”, sondern laut UNESCO Handlungsleitlinie und Kerngeschäft für die Schule im 21. Jahrhundert. Hier treffen aktuelle fächerverbindende Forschungsfragen auf die Notwendigkeit, das erarbeitete Wissen gesellschaftlich wirksam für mehr Gerechtigkeit und den Schutz der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten einzusetzen.
Kinder und Jugendliche sollen befähigt werden, aktuelle Phänomene in der realen Welt zu verstehen, um sie gemeinsam nachhaltig zu verändern und sich dabei mit anderen “Bürger*innen in Aktion” zusammenzuschließen. Authentische, multiperspektivische und fachübergreifende Lernsettings in Ergänzung zum Fachunterricht anzubieten erweist sich somit als gute Möglichkeit, die Art von zeitgemäßer Lern- und Prüfungskultur konkret im schulischen Alltag zu verankern, die aktuell bereits in diversen Publikationen des Schulministeriums in NRW von Schulen für das Lernen in der digitalen Welt eingefordert wird (vgl. Impulspapier II zu den Zentralen Entwicklungsbereichen für das Lernen in der digitalen Welt (MSB, 02/2022) und der Online-Kurs zu “Zeitgemäßer Prüfungskultur” (LOGINEO, 08/2023). Hier heißt es z.B. in der Rubrik “Was ist mit ‘zeitgemäßer Prüfungskultur’ gemeint?”:
“Eine zeitgemäße Prüfungskultur knüpft unmittelbar an eine veränderte zeitgemäße Lernkultur an, in der kollaboratives Arbeiten, Gemeinschaftlichkeit und „Aufeinanderbezugnehmen“ (Referentialität) und Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken (vgl. 4K-Modell) sowie ein hohes Maß an Selbststeuerung mit dem Ziel einer hohen kognitiven Aktivierung in den Fokus rückt. Fachliche sowie übergreifende Kompetenzen werden gefördert.”sowie in den “Allgemeinen Informationen”:
“Die Kompetenzorientierung verlangt von Schülerinnen und Schülern handelnd mit Wissen umzugehen. (…) Anstatt bereits vorhandenes Wissen einfach auswendig zu lernen und über die Jahre kumulativ anzuhäufen, sollen Schülerinnen und Schüler den Nachweis erbringen, dass sie mit dem Wissen umgehen und es zur Bewältigung von Anforderungen anwenden können. In der Anwendung zeigt sich schließlich, ob und zu welchem Grad die Kompetenzen beherrscht werden.”
Das macht Mut, geeignete Lernsettings auszuprobieren, mit deren Hilfe diese Anforderungen im schulischen Alltag umgesetzt werden können, und das selbstgesteuerte, fachübergreifende und handlungsorientierte Projektlernen am FREI DAY kann hierfür eine gute Möglichkeit sein.
Wir freuen uns auf den intensiven schulübergreifenden Austausch zu diesen zukunftsweisenden Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen im stetig wachsenden Netzwerk der FREI DAY Schulen in NRW. Herzlich willkommen an alle neuen Schulteams!
Und wenn ihr euch für den FREI DAY in NRW interessiert, dann meldet euch gern über das Kontaktformular. Wenn ihr unsere Arbeit in den Bundesländern unterstützten und euch selbst aktiv einbringen möchtet, dann werdet gern Mitglied im Netzwerk Schule im Aufbruch e.V.