Der FREI DAY ist ein Lernformat von Schule im Aufbruch.
BNE in Nordrhein-Westfalen
BNE in Nordrhein-Westfalen

Begeisterung wecken: BNE findet den Weg in alle Wittener Grundschulen

Gastbeitrag von Patrick Schulz, FREI DAY-Botschafter für die Schulen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis (NRW) und Vorstandsmitglied im weniger e.V., ein außerschulischer Lern- und Wirkungsort mit Sitz in Witten.  

Der Verein weniger e.V.  hat sich mit anderen Akteur*innen in Witten zum Ziel gesetzt, das Thema Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) bis Anfang 2026 handlungsorientiert und konkret in allen Grundschulen in Witten zu einem festen Bestandteil des Schulprogramms zu machen. In einem ersten Schritt werden die Lehrer*innen und Kinder durch BNE-Projekte und Aktionen von weniger e.V. und anderen lokalen BNE-Initiativen begeistert. Das Projekt “deineStadt.bolzt – Müllsammeln kombiniert mit Fußball” (neuer Name: MüTos) u. a. wirkt dabei auf Grund seiner Einfachheit als Türöffner. Über die Einführung des FREI DAY verankern die Schulen in einem zweiten Schritt Zeit und Freiraum für BNE-Aktivitäten mit den Kindern im Stundenplan, um sich bis Anfang 2026 für die Auszeichnung Schule der Zukunft zu qualifizieren – so der ehrgeizige Plan. 

weniger e.V. begleitet die Schulen dabei vor Ort mit Expertise, Zeit und Förderprogrammen und vernetzt alle relevanten Akteur*innen innerhalb der regionalen Bildungslandschaft, um die Prozesse an den Schulen gelingend und zeitnah voranzubringen. Schule im Aufbruch bietet den Pädagog*innen ergänzend dazu Fortbildungen, Beratung und Austausch mit anderen FREI DAY Schulen im Prozess an, z. B. über das mehrteilige FREI DAY Unterstützungsprogramm

Eine Blaupause für erfolgreichen Wandel

Ein Beispiel für die erfolgreiche Wirkung dieses Ansatzes ist die Hüllbergschule in Witten. Seit 2020 bolzen wir, und seit November 2021 unterstützt der Verein weniger e.V. die Schule auf dem Weg zur Schule der Zukunft. Den Rahmen dafür stecken die Ergebnisse einer Umfrage für Kinder, Eltern, erziehungsberechtigten Personen, Lehrer*innen und Fachkräfte. Zusammen mit zahlreichen Kooperationspartner*innen werden die Wünsche aufgegriffen und in Form von Projekten und Aktionen umgesetzt: Nun strahlt der Schulhof in einem neuen Glanz durch neue Spielgeräte und ein gemeinsam geschaffenes Naturparadies mit einem Wildbienenparadies (Initiative Bee Together), Orte für Gemüse und Beeren (Initiative witten.wurzelt) und einer Wurmkiste (Initiative Villa Wurm/Argad e.V.).  Das Schöne daran: Das Naturparadies ist in ein Dreiklangprojekt aus Schule, Offenem Ganztag und Kindertreff gewachsen und bindet somit alle Kinder und Erwachsene der Schulgemeinschaft aktiv mit ein.

Von dieser Grundlage aus haben wir weitere Projekte, wie z. B. ein RepairCafé etabliert, einen Workshop zur Konsumpyramide und Theaterauftritte mit der Schule umgesetzt und die Schule bei der Bewerbung zur Schule der Zukunft im Februar 2024 begleitet. Koordiniert werden diese Aktionen dabei von weniger e.V., da dies von der Schule aktuell zeitlich und personell nicht tragbar ist. 

Die gemachten Erfahrungen – insbesondere auf dem Weg zur Schule der Zukunft – und die erprobten Konzepte und Aktionen bilden nun die Grundlage für das Projekt Weniger macht Schule, welches zahlreiche lokale BNE-Aktivitäten einbindet und weiteren interessierten Wittener Grundschulen in gebündelter Form anbietet. Eine gute Begleitung und Arbeitsteilung steigert erfahrungsgemäß die Motivation der Schulen, diese Angebote wahrzunehmen. Dabei fokussieren wir uns auf die folgenden und für uns wesentlichen BNE-Aktivitäten: 

  • Thema Boden – Kompostwurmworkshop inklusive Bereitstellung einer Wurmkiste (Villa Wurm/ Argad e.V.) 
  • Thema Kreislauf – “MüTos – Müllsammeln kombiniert mit Toben” (weniger e.V.) 

Zusätzlich zu unseren ökologischen Themen, stehen wir in einem engen Austausch  mit den Menschen von der Organisation In Safe Hands. Zeitgleich zu unseren Angeboten sehen wir  das Programm Bunter Ball als grundlegend für den notwendigen sozialen Wandel an – der Fokus liegt hierbei auf der Förrderung der sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder.

Finanzierung mit gebündelten Kräften 

Aktuell werden insbesondere unsere Personalstellen bis September 2024 über eine Förderung bei aidFIVE finanziert. Eine weitere Förderung,  die uns bis zur Bewerbung im Februar 2026 tragen würde, ist bei der Postcode Lotterie eingereicht. Zusätzlich setzen wir darauf, weitere lokale Akteur*innen von dieser Vision zu begeistern und als mittel- bis langfristige Sponsoren für vor allem die Sachkosten zu gewinnen. Als Beispiel steht die AHE GmbH aus Wetter (regionaler Abfallwirtschaftsbetrieb), die die Vergärungsanlage in Witten betreibt. Hier erhoffen wir uns, dass das Unternehmen die Sachkosten für die Wurmkisten und Einführungsworkshops für die Kinder, Eltern und Pädagog*innen über die gesamte Laufzeit übernimmt. Das gemeinsame Ziel: Die Herstellung von überdurchschnittlich gutem Kompost in und aus Witten. Sollte ein Sponsoring nicht klappen, setzen wir bei den Sachkosten auf punktuelle, lokale Fördermöglichkeiten, wie z. B. die Quartierfonds oder aufwendige Kleinstspenden. 

Das Ziel ist es jedoch, dass die Kosten der Transformation im Schul- und Bildungswesen in die vorhandenen Strukturen (u.a. über eine zukünftige Personalstelle „Transformationsbegleiter*“ in  der Stadt-/ Kreisverwaltung) eingegliedert werden, sodass sie mittelfristig in Witten aus dem Haushalt bzw. schöner gesagt von der Allgemeinheit getragen werden. Hierbei wird der Kern unserer Arbeit erneut deutlich: unser zivilgesellschaftliches Engagement langfristig  überflüssig zu machen.  

Umsetzung der Vorgaben für BNE in den Strukturen vor Ort

Ein weiteres Ziel ist es, die von der Landesregierung in den Lehrplänen verankerten  Vorgaben zu BNE in der Praxis zu testen und stetig dabei zu helfen, diesen Ansatz langfristig erfolgreich in die bestehenden und öffentlichen Strukturen zu integrieren. Dabei sollen die mit diesem Projekt gemachten Erfahrungen auch als Blaupause für weitere Kommunen in NRW und bundesweit dienen. Hierbei ist hervorzuheben, dass das regionale Bildungsbüro des Ennepe-Ruhr-Kreis Teil der Arbeitsgemeinschaft zum Projekt Weniger macht Schule ist und die Ansätze in die Bezirksregierung Arnsberg samt den weiteren Regionalen Bildungsbüros weiterträgt. Auch der Schulausschuss und die Lokalpolitik in Witten unterstützen diesen Prozess. 

Zusammenführung aller relevanter Stakeholder im Prozess

Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, arbeiten wir entsprechend von Beginn an mit allen relevanten  Akteur*innen zusammen, darunter die lokalen Schulen, der Schulträger, die regionalen Schulaufsicht,  das regionale Bildungsbüro des EN-Kreises, die Familiengrundschulzentren und weitere BNE-Akteuren*innen aus der Region, wie z.B. die Entwicklungsgesellschaft Annener Berg (Bildungsacker).

Einen ersten vorbereitenden Schritt sind wir im Dezember 2023 mit der Gründung einer handlungsorientierten Arbeitsgemeinschaft mit dem Ziel gegangen, den grundlegenden Wandel in der Bildungslandschaft in Witten mitzugestalten und eine befruchtende Zusammenarbeit auszuloten. Hilfreich im Prozess sind dabei eine Ziel- und Rollenklarheit bei allen Beteiligten. Darüber hinaus stehen wir mit den Fraktionen der Stadt Witten im Austausch, um insbesondere den Meilenstein der Schaffung einer entsprechenden Personalstelle innerhalb der Stadt-/ Kreisverwaltung  zu erreichen. 

Skalierung innerhalb der Bildungslandschaft

Neben der Hüllbergschule sind auch die Harkort- und die Gerichtsschule in diesem  Schuljahr 2023/24 bereits in die Einführung des FREI DAY gestartet. Dies ist ein mit  allen Akteur*innen der Arbeitsgemeinschaft abgestimmtes Pilotprojekt in und für den  Ennepe-Ruhr-Kreis. Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2025 alle 17 Grundschulen von BNE  im Alltag begeistert sind und mit der Einführung des FREI DAY zur Verankerung von Aktionsfreiraum für BNE-Projektarbeit gestartet sind. Ab 2025 soll dann ein aufbauendes Projekt mit und an den 10 weiterführenden Schulen in Witten starten, sodass sich 2027 alle 27 Wittener Schulen mutig und gemeinsam in der Transformation befinden. Der weniger e.V. kann die Schullandschaft  dabei weiterhin kurz-, mittel- und langfristig vor Ort begleiten.

Bei Fragen wendet euch gerne an Patrick Schulz. Email: patrick@wenigerev.de

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