Der FREI DAY ist ein Lernformat von Schule im Aufbruch.

FREI DAY Best Practice: Grundschule Am Park Taucha

Wie wird ein FREI DAY in den Schulalltag integriert? Was lernen Kinder in dem Lernformat? Und was verändert sich mit dem FREI DAY in Schulen – und in den Schüler*innen? Diese und weitere Fragen beantwortet Susanne in dem folgenden Beitrag. Sie ist Mutter und beobachtet seit zwei Jahren, wie der FREI DAY sich an der sächsischen Grundschule ihrer Kinder weiterentwickelt und welche Wirkung er hat.

Wer ich bin und warum ich über den FREI DAY berichte 

Mein Name ist Susanne, ich bin Mutter von zwei Kindern, die die 1. und 4. Klasse der Grundschule Am Park in Taucha bei Leipzig besuchen. Außerdem bin ich Vorsitzende des Fördervereins unserer Schule. Heute möchte ich über den FREI DAY berichten, der unsere Grundschule seit zwei Jahren bereichert. 

Seit seiner Einführung hat der FREI DAY das Lernen und Miteinander in unserer Schule nachhaltig verändert. Er ermöglicht es den Kindern, sich aktiv mit Zukunftsthemen auseinanderzusetzen, selbstständig Projekte zu entwickeln und ihre eigenen Ideen in die Tat umzusetzen. In diesem Beitrag erzähle ich, wie der FREI DAY bei uns organisiert ist, welche positiven Veränderungen er bewirkt hat und warum ich mir wünsche, dass dieses Konzept an vielen weiteren Schulen eingeführt wird. 

Wie der FREI DAY an unserer Schule durchgeführt wird 

Der FREI DAY ist ein fester Bestandteil des Stundenplans – jeden Freitag von 8:00 bis 11:00 Uhr. Während dieser Zeit arbeiten die Kinder an eigenen Projekten, die sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN orientieren. Dabei wählen sie selbst die Themen, die sie besonders bewegen, und setzen ihre Ideen eigenständig in jahrgangsübergreifenden Teams um. 

Dafür stehen ihnen neben den Klassenzimmern unterschiedliche Lernräume zur Verfügung, darunter das Beratungszimmer, der Speiseraum, das Foyer, ein Medienraum und der Werkraum. Begleitet werden sie nicht nur von Lehrkräften, sondern auch von Studierenden, Eltern und unserem Hausmeister – alle tragen gemeinsam dazu bei, dass die Kinder bestmöglich unterstützt werden. 

Für Kinder, die sich anfangs noch schwer mit der offenen Lernform tun, gibt es gezielte Unterstützung. Arbeitshefte zu den Nachhaltigkeitszielen helfen ihnen, sich schrittweise in das Konzept einzufinden. Eine FREI DAY-Wand dient als Informations- und Organisationszentrale, an der die Kinder ihre Ideen und Projektergebnisse festhalten, sowie Materialkisten mit Informationen finden können. 

Ein typischer FREI DAY: Ablauf und Besonderheiten 

Der FREI DAY beginnt um 7:45 Uhr in den Klassen mit organisatorischen Absprachen. Um 8:00 Uhr versammeln sich alle Kinder zum gemeinsamen Start mit Musik und einem Lied. Danach gehen sie eigenständig an ihre Projekte, unterstützt durch die Lernbegleitungen. 

Nach einer Hofpause um 9:30 Uhr wird weitergearbeitet, bis um 10:45 Uhr das große Abschlussplenum stattfindet. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Fortschritte und Ergebnisse zu präsentieren. Der FREI DAY endet mit einer Reflexion innerhalb der Klassen. 

Besonders spannend sind die Workshops, die regelmäßig zu verschiedensten Themen stattfinden. Diese werden nicht nur von Lehrkräften, Eltern und externen Expert*innen angeboten, sondern auch von den Kindern selbst: In den „Kinder-für-Kinder-Workshops“ teilen sie ihr Wissen mit anderen und inspirieren sich gegenseitig. 

Ein weiteres Highlight sind die Ausflüge – Einige Kinder besuchten zum Beispiel schon das Uniklinikum, eine Biogasanlage, den Zoo, das Tierheim, eine Kita oder ein Seniorenheim. Dafür organisieren sie alles selbstständig! Sie schreiben E-Mails, telefonieren mit Einrichtungen und bereiten die Besuche eigenverantwortlich vor. Die Lernbegleitungen stehen lediglich beratend zur Seite. 

Die Entwicklung des FREI DAY an unserer Schule 

Der FREI DAY startete am 17. März 2023 mit einem großen Kick-Off. Doch bis dahin war es ein langer Weg: Ein Jahr lang wurde intensiv geplant, diskutiert, verworfen und umgestaltet. Lehrkräfte besuchten Schulen, die den FREI DAY bereits umsetzen, holten sich wertvolle Einblicke und ließen sich von Expertinnen beraten. Erfahrene Kolleginnen wurden eingeladen, um ihre Perspektiven zu teilen und die Eltern umfassend über das neue Lernformat informiert. Erst nach dieser gründlichen Vorbereitung konnte der Startschuss fallen. 

Ein besonderes Merkmal unserer Schule: Jede Klassenlehrerin und jeder Klassenlehrer konnte selbst entscheiden, ob und wann die eigene Klasse in den FREI DAY einsteigt – sei es im offenen, klassenübergreifenden Ablauf oder im geschlossenen Klassenraum. 

Für viele Kinder war es anfangs ungewohnt, so viel Freiraum und Eigenverantwortung zu haben. Einige fühlten sich unsicher, mussten erst lernen, sich selbst zu organisieren. Anfangs wirkte alles etwas chaotisch, doch mit der Zeit fanden sie ihren Rhythmus, arbeiteten konzentriert und nutzten die neuen Freiheiten. 

Auch für die Lehrkräfte war und ist der FREI DAY eine Umstellung. Sie mussten ihre Rolle als Wissens­vermittelnde loslassen und den Kindern mehr Eigenverantwortung übergeben. Spontan auf Situationen zu reagieren und individuell zu begleiten wurde wichtiger als eine feste Unterrichts­planung. Anfangs ungewohnt, ist diese neue Art der Begleitung inzwischen selbstverständlich geworden. 

Nach einem halben Jahr wurde eine Evaluation mit Eltern und Kindern durchgeführt. Die Erkenntnisse daraus flossen in die Weiterentwicklung des FREI DAY ein. Inzwischen ist er ein natürlicher Bestandteil des Schulalltags geworden. Was anfangs neu war, ist nun selbstverständlich – für Schülerinnen und Schüler ebenso wie für die Lehrkräfte.

Elternbeteiligung und Öffnung nach außen 

Ein besonderer Erfolgsfaktor des FREI DAY ist die enge Zusammenarbeit mit Eltern und externen Partner*innen. 

  • Eltern können über das „Elternschatz“-Formular ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zur Verfügung stellen und sich aktiv als Lernbegleitungen einbringen, was ich selbst bereits mehrfach wahrgenommen habe. 
  • Außerschulische Akteur*innen unterstützen den FREI DAY mit ihrem Fachwissen und wirken bei Workshops und Projekten mit, die den Kindern neue Perspektiven eröffnen. So waren bereits eine Politikerin, eine Tierärztin, eine Wetterexpertin, ein Autor, ein Pilot, eine Volontärin aus Papua-Neuguinea, sowie verschiedene Organisationen und Initiativen aus Taucha und Umgebung zu Gast. 
  • Ein wöchentlich aktualisierter Blog gibt regelmäßig Auskunft über das, was am FREI DAY passiert. Zusätzlich berichtet ein Schüler in einem selbst produzierten Podcast über die 17 Nachhaltigkeitsziele und interviewt andere Kinder zu ihren FREI DAY-Projekten. Bei den halbjährlich stattfindenden Schau-Rein-Tagen erhalten Eltern und Interessierte einen direkten Einblick in die Arbeitsweise des FREI DAY. 
  • Der Förderverein trägt mit finanziellen Mitteln zur Umsetzung des FREI DAY bei, indem er Materialien, Hefte und die FREI DAY-Wand organisiert hat. Zudem organisiert er Aktionen, die im Rahmen des FREI DAY aufgegriffen werden, und trägt das Konzept in die Tauchaer Stadtgesellschaft hinaus – wie zum Beispiel beim Festumzug zum Stadtfest 2024

Positive Veränderungen bei den Kindern 

Seit der Einführung des FREI DAY habe ich viele beeindruckende Entwicklungen bei den Kindern beobachtet: 

  • Sie treten selbstbewusster auf und präsentieren mutig ihre Projektergebnisse. 
  • Sie arbeiten eigenständiger, recherchieren selbst nach Informationen und finden Lösungen für ihre Fragestellungen. 
  • Ihr Umgang mit digitalen Medien hat sich enorm verbessert. 
  • Fehler werden nicht mehr als Scheitern gesehen, sondern als Teil des Lernprozesses
  • Auch mit Konflikten in Projektgruppen gehen sie inzwischen viel souveräner um. 
  • Besonders berührend ist es zu sehen, wie ältere Kinder die jüngeren unterstützen – eine echte Gemeinschaft ist entstanden. 
  • Für meine eigenen Kinder ist der Freitag mittlerweile der schönste Schultag der Woche!

Warum der FREI DAY Kinder auf die Zukunft vorbereitet 

Der FREI DAY vermittelt weit mehr als nur Fachwissen. Er gibt den Kindern die Möglichkeit, echte Zukunftskompetenzen zu entwickeln: 

  • Teamarbeit und Kommunikation: In den Projektgruppen lernen sie, einander zuzuhören, sich abzusprechen, gemeinsam zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen. 
  • Problemlösefähigkeit und eigenständiges Handeln: Sie beschäftigen sich mit den gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unser Zeit und entwickeln eigenständig Lösungen, die sie direkt umsetzen. 
  • Selbstwirksamkeit und Zuversicht: Sie erleben, dass sie mit ihren Ideen wirklich etwas bewirken können – das stärkt ihr Vertrauen in die eigene Gestaltungsfähigkeit. 

Diese Fähigkeiten sind essenziell für eine Zukunft, in der es nicht nur darauf ankommt, Wissen zu konsumieren, sondern auch, kreativ zu denken, Verantwortung zu übernehmen und Wandel aktiv mitzugestalten

Fazit: Ein Erfolgsmodell für zukunftsorientiertes Lernen 

Es ist beeindruckend, was sich in nur zwei Jahren entwickelt hat und mit wie viel Herzblut alle Beteiligten den FREI DAY mitgestalten. Ich bin dankbar, dass es dieses Lernformat an unserer Schule gibt, und hoffe, dass noch viele weitere Schulen diesem Beispiel folgen. 

Denn der FREI DAY zeigt eindrucksvoll, wie Lernen in der Zukunft aussehen kann – selbstbestimmt, handlungsorientiert und mit echtem Bezug zur Welt.

Wenn Ihr auch Interesse daran habt, den FREI DAY an eurer Schule einzuführen, dann schickt uns ein Kontaktformular und erhaltet alle wichtigen Infos.

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